Kategorie: Reise

  • (Wieder) Tage bzw. Nächte an einem See

    (Wieder) Tage bzw. Nächte an einem See

    Nach zwei Tagen „Campingplatzsstress“ bzw. „-programm“ wie Duschen (und in der Baltischen See baden sowie joggen gehen), Wäsche waschen, Wassertanks füllen, Grauwasser und (Trenn-)Toilette leeren, Geschirr mal wieder mit heißem Wasser spülen usw. hatten wir beide wieder mehr Lust auf „weniger zu tun“ an einsameren Stellplätzen.

    Auch die „offiziellen“ Campingplätze leeren sich zwar – nach Ende der Sommerferien in Schweden und anderen Ländern – zusehends (schon öfters hatten wir einen Stell-/Wanderparkplatz ganz für unseren Bus alleine oder mussten ihn nur mit ein oder zwei anderen Wagen mit Campern und Camperinnen teilen) und sind dadurch für unsere Ansprüche relativ angenehme Aufenthaltsorte; aber wir nutzen sie trotzdem eher ungern. Um uns nicht zu sehr an deren „Infrastruktur“zu gewöhnen und stattdessen mit begrenzten Ressourcen (und dafür mit Hilfe natürlicher Gegebenheiten) klarzukommen, ist – solange wir noch genügend Wasser und (Solar-)Strom oder die Sonne am Himmel haben – ein „freier Stellplatz“ eigentlich immer unsere erste Wahl.
    Ich wäre allerdings – ohne das Gespräch mit einem kajakbegeisterten Paar (auf einem Campingplatz!) – z.B. nie auf die Idee gekommen, mit Meerwasser zu kochen (und mir auf diese Weise sogar die Salzzugabe zu sparen).
    Bisher sind wir glücklicherweise nicht in die Bedrängnis gekommen, dass unsere Kanister ohne Aussicht auf frisches Trinkwasser leer geworden wären (so dass wir uns sogar den „Luxus“ gönnen konnten, es zum Geschirrspülen zu nutzen).

    Jedenfalls hatten wir uns die gut 250 Kilometer vom Skärgårdsbyn S:t Anna, einem Archipel von Schären, für die Schweden so bekannt ist (bzw. vom Källbukten Campingplatz, von dem ich anfangs geschrieben hatte), bis nach Öland, unserem für Mittwoch angedachten Ziel, auf zwei Etappen aufgeteilt. Wenn man in einem Bus gemütlich reisen möchte – auch über Nebenstraßen oder Schotterpisten und Waldwege und mit genügend Pausen (um den Kopf von den schnell vorbeiziehenden Eindrücken und Beine oder Becken und Rücken vom langem Herumsitzen zu erholen), können 100 Kilometer an einem Tag schon zu viel sein.

    Wir hatten uns – wie schon öfters – eine Parkmöglichkeit an einem (Wald-)See (dem Hjorten) gewählt. Diese lag zwar direkt neben einer Straße; aber da bis zum nächsten Morgen höchstens eine Handvoll Autos und nicht bedeutend mehr (Hunde-)Spaziergänger- und Joggerinnen vorbeikamen, war es trotzdem gefühlt eine Nacht in der Natur.

    Zum „ersten Frühstück“ brauchen wir beide noch keine feste Nahrung, und um dort auf den 1. Hunger zu warten, war uns der Platz am See dann doch nicht einladend genug. Also sind wir relativ früh Richtung Kalmar bzw. Öland-Erkundung aufgebrochen.
    Unser Tagesziel haben wir allerdings – nach einer ziemlich anstrengenden, kurvenreichen, Fahrt über Nebenstraßen, und weil uns bis dahin außerdem kein Platz für unser zweites Frühstück zugesagt hatte, kurzentschlossen geändert: Dahingehend, uns lieber gleich einen neuen Stellplatz zu suchen, an dem wir uns – mit schöner Aussicht aus unserem Bus und am Besten mit frisch (baum-)gereinigter Luft – in Ruhe einen Nachmittag und Abend lang mit Schreiben bzw. Foto-, Video- und anderer Computerarbeit beschäftigen könnten…

    Wir sind also einem Hinweis auf einen Angelsee „am A… der Welt“ nachgegangen und haben eine Nacht an einem der traumhaftesten Stell- bzw. Grillplätze unserer bisherigen Reise – etwa 20 km von Oskarshamn entfernt – zugebracht:
    Zur Erholung vom längeren Sitzen gab es einen ( 2 bis höchstens 3 Kilometer langen?) Pfad um den See herum, gesäumt von einem traumhaft wilden, „unaufgeräumten“ Mischwald: mit unzähligen Felsbrocken, Farnen, Moosen, Spinnennetzen…. Auf der die meiste Zeit über spiegelglatten Wasseroberfläche konnten wir uns von unzähligen kleinen bis riesigen Wellen(kreis)mustern hypnotisieren lassen, die von Wasserläufern und (jagenden?) Ringelnattern verursacht wurden. Die Stille wurde nur von Vogelgesang (oder auch mal -gekreische), einem Flugzeug und ein wenig Geplätscher von den Angelstegen, springenden Fischen und den schwimmenden Ringelnattern unterbrochen. Außer uns waren dort während des gesamten Nachmittags/Abends und bis zum nächsten Morgen nur: ein Angler auf der anderen Seite des Sees (der aber vor uns geparkt hatte, so dass wir uns auch kurz mit ihm unterhalten haben, nachdem er uns– auf Deutsch – angesprochen hat); ein Mann, der die öffentliche Sitzgelegenheit für eine Mittagspause genutzt zu haben scheint; eine Frau, die ihren Hundewelpen dort spazieren geführt hat, und vielleicht zwei oder drei vorbeifahrende Autos.

    Die Schreibarbeit habe ich dann aber doch erst einmal aufschieden „müssen“: weil wir aufgrund unserer spontanen Routenänderung noch nicht eingekauft hatten, hieß es für mich nach der Ankunft und unserem „Mittagessen“ erst einmal: (Sauer-)Teig für Pfannenbrote vorbereiten und aus den Kohl- und Möhrenresten im Kühlschrank einen Salat machen.

    Außerdem habe ich angefangen, mich mit der schwedischen Vogelwelt (die sich bisher kaum von der unterscheidet, die ich aus dem Taunus und meinem bisherigen Leben oder Urlauben in Detuschland kenne) bzw. mit dem mitgenommenen Fernglas zu beschäftigen. Die letzten etwa 2 Jahrzehnte lang habe ich in erster Linie eine Lupe benutzt, um die Natur bzw. in erster Linie die Pflanzenwelt um mich herum zu erkunden. Nach unserer Runde um den See haben also ständig neue, für mich plötzlich interessant klingende „Stimmen“ oder vielmehr Töne und Gesänge meine Aufmerksamkeit geweckt und mich davon abgehalten, wenigstens wieder ein paar Eindrücke aus den ersten Wochen unserer Schwedenexpedition in Textform zu bringen.
    Aber wir haben unsere Reise ja gerade erst begonnen, und es werden bestimmt noch viele lange oder vielleicht eher kurze Tage kommen, an denen wir viel Zeit im Bus verbringen können, ohne draußen viel zu verpassen, so dass ich vielleicht alles nachholen kann, was ich gerade noch nicht schaffe.

  • (Süd-)Schweden, wir sind endlich da

    (Süd-)Schweden, wir sind endlich da

    Nachdem ich schon vier Wochen damit verbracht habe, mir zu überlegen, wie ich den Einstieg in unseren Blog formulieren kann – wie wir endlich gestartet sind, warum eigentlich „back to primitive“, also mit welchen (Ziel-)Vorstellungen bzw. wohin genau u.ä. – und gleichzeitig nie lange genug Zeit und Muße gefunden haben, einen fertigen Text daraus zu machen, hat Mathias zum Glück den Anfang gemacht.

    Ich ringe weiterhin um jeden Satz, weil meine Wissenschaftlerinnen-Seele sich noch gar nicht bereit dazu fühlt, Erkenntnisse mit der Welt zu teilen. Ich bin sozusagen noch in der Datensammelphase… Aber da ich ja kein gut durchdachtes wissenschaftliches Pamphlet abzuliefern habe, sondern weiß, dass viele Menschen einfach nur darauf warten zu erfahren, wo wir uns gerade aufhalten, was wir dort so treiben oder ob wir dort vielleicht sogar am Liebsten bleiben würden,und dazu gerne – vor allem Mathias’ – Bilder sehen möchten, fange ich vielleicht einfach mal bei den ersten Eindrücken an, die Schweden auf mich gemacht hat:

    Erst einmal hatte ich den Eindruck, dass es eine gute Idee gewesen wäre, mich zumindest so viel mit der schwedischen (oder – da wir den Weg über die Brücke von Kopenhagen gewählt und vorher eine Nacht auf einem Campingplatz in Haderslev verbracht haben – auch dänischen) Sprache zu beschäftigen, dass mich nicht schon die Straßenbeschilderung am Grenzübergang völlig überfordert hätte… Auch wenn ich nicht gefahren bin (und Mathias ganz souverän einfach einem anderen Camper gefolgt ist, der ihn irgendwie seitlich umfahren hat), fühle ich mich auch als Beifahrerin verpflichtet, die Augen möglichst offen zu halten (um eventuell zur Wegfindung beitragen zu können).

    Wir scheinen aber bisher – vor allem Dank der Englisch- und auch Deutschkenntisse vieler Schweden sowie (leider auch…) mit Hilfe der modernen Technik/KI – alles Wichtige verstanden zu haben. Wir sind immer überall angekommen, wo wir hinwollten, und haben sogar Konfliktsituationen (bei fälschlicherweise zu hohen Rechnungsbeträgen, die wir zahlen sollten bzw. sogar schon bezahlt hatten) friedlich lösen können.

    Gestern wurde mir ohnehin aus erster Hand, also eigenen Erfahrungen von einer Deutschen berichtet, dass es viel mehr Sinn machen würde, Norwegisch zu lernen: Das wäre im Vergleich zum Schwedischen einfacher und würde zudem sowohl in Schweden als auch in Dänemark und Finnland gut verstanden werden.

    Sobald also unser neues Leben in einem Bus und an ständig wechselnden Standorten ein bisschen mehr zur Routine geworden ist, so dass ich nicht mehr so lange überlegen muss, ob ich an alles gedacht habe, also mein Geist etwas freier dafür ist oder geübter darin wird, (noch mehr) Neues aufzunehmen (und sich auch zu behalten!), werde ich mich vielleicht nicht nur ans Spanisch-, sondern auch ans Norwegisch-Lernen machen.

    Aktuell bin ich – gefühlt – die meiste Zeit des Tages mit unserer (oder zum Teil auch nur meiner …) Nahrungsbeschaffung und -zubereitung sowie hinterher mit der Beseitigung der Spuren unserer Mahlzeiten im Bus beschäftigt.

    Wir haben zwar im Prinzip in Form von getrockneten oder anders konservierten Lebenmitteln genug zum Essen dabei; aber irgendwas Frisches (oder frisch Gebackenes) zu konsumieren (bzw. zu suchen/finden oder selbst zu produzieren) ist mir einfach ein tägliches Anliegen. Allerdings kostet es mich hier- aufgrund meiner strengen Auswahlkriterien – noch mehr Zeit (und kontraproduktiverweise auch Energie), als schon in Deutschland: möglichst regionales, umwelt-, tier- und pflanzenfreundlich/ökologisch angebautes Obst und Gemüse, das nicht in Plastik verpackt ist, ist in den Supermärkten kaum zu finden. Und die verbreiteten Gårdsbutiken – Hofläden oder Selbstbedienungsstände – haben wir noch kaum genutzt, weil sie uns im Vorbeifahren zu spät aufgefallen sind oder man dort nur mit Swish, einem „mobilen Zahlungssystem“ für Menschen mit schwedischem Bankkonto zahlen kann.
    Wer wie wir außerdem „gutes“ deutsches Brot, also Roggen(sauerteig)brot liebt bzw. im Prinzip in den eigenen täglichen Speiseplan integriert hat, hat in Schweden ein zusätzliches Problem, „mal schnell“ mit etwas ähnlich Nahrhaftem satt zu werden. Und als ob das nicht schon genug „Nahrungsmittelumstellungsstress“ wäre (vor allem für Mathias, weil ich mich notfalls auch mit Margarine und Salz, eventuell auch selbstgesammeltem Löwenzahn, Sauerampfer o.ä. zufrieden gebe, und mich ansonsten mit Blaubeeren und Äpfeln, die ich mir bisher an vielen Orten einfach sammeln konnte, über ein Brot hinwegtröste), scheinen sich – trotz verbreiteter veganer Produkte – pflanzliche Brotaufstriche gar nicht und Schokocremes auf rein pflanzlicher Basis (fast) nur von Nutella/Ferrero (die Mathias kategorisch ablehnt) sowie Sojajoghurt(becher) aus welchem Grund auch so gut wie gar nicht oder zumindest nur zu horrenden Preisen zu verkaufen. Jedenfalls kommt hier zu unserem freiwilligen Verzicht auf viele industriell hergestellten Produkte auch noch ein unfreiwilliger.

    Ich habe mich riesig gefreut, als ich ein Ökodorf im Södermanland (das auf unserem Weg lag) ausfindig gemacht habe – Charlottendal in Järna – und noch mehr darüber, dass wir dort mit Rüdie eine Nacht auf einer Waldwiese neben einem Einsiedler in seinem Bauwagen stehen durften.

    Leider werden dort nicht genügend Gartenerträge erzeugt, um sie zu verkaufen. Aber Järna hat sowohl einen Bioladen (mit unverpackt-Regalen) sowie eine Mühle mit (Sauerteig-)Brotverkauf (seeeehr lecker!) und in der Umgebung diverse anthroposophisch, also an der Lehre Rudolf Steiners ausgerichtete Bildungsstätten zu bieten, so dass der „biodynamische (Demeter-) Landbau sehr verbreitet scheint. Allerdings wir uns wahrscheinlich schnell keinen Sprit mehr leisten, um dort wieder wegzukommen, wenn wir darauf angewiesen wären, nur dort einzukaufen.

    Dann doch lieber weiterhin so oft wie möglich Beeren und Äpfel sammeln (und vielleicht doch auch mal gezielt Pilze – Pfifferlinge, Steinpilze u.ä. – suchen gehen?), mit erschwinglichem Weizenmehl Pfannkuchen damit backen und Roggenmehl für Experimente mit unserem eigenen Sauerteig nutzen (in unserem Multikocher, der auch backen können soll, aber aus meinen bisher hergestellten Teiglingen kein uns zufriedenstellendes Ergebnis geliefert hat…). Solange wir genug Sonnenenergie tanken können oder beim Fahren Strom produzieren, gibt’s für Mathias wenigstens – statt seiner geliebten fruchtigen Sorten – öfters mal selbstgemachten Natursojaghurt (der sich – wie wir seit gestern wissen – auch aus schwedischer Sojamilch herstellen lässt).

    Zu einem „neuen Leben“ gehören wahrscheinlich auch einfach neue Essgewohnheiten.

  • Es geht los … unsere Reise beginnt

    Erst wartet man so lange auf diesen Moment und dann geht es auf einmal viel zu schnell. So ungefähr könnten wir unsere Abreise beschreiben. Ja, wir sind jetzt wirklich unterwegs … für alle, die nicht mehr daran geglaubt haben. Nachdem unsere Hausauflösung abgeschlossen war, ich mich bei der Gemeinde abgemeldet habe und wir noch ein paar andere Erledigungen getätigt hatten, sind wir am 04. August nach Schweden aufgebrochen!

    Irgendwie fallen einem am Ende doch noch 1000 Dinge ein, die erledigt werden wollen, und so ist der Montag ziemlich wie im Flug vergangen und wir sind erst am späten Abend endlich aufgebrochen, auf unsere Reise oder auch unser neues Leben genannt. Unser erstes Ziel hab ich ja schon oben verraten. Erstmal nach Schweden, Freunde besuchen. Mit einer Nacht irgendwo im Ruhrpott auf einem Friedhofsparkplatz und noch einem Stopp in Dänemark, sind wir dann am Mittwoch am Ziel angekommen.

    Jetzt erstmal durchatmen. Und da waren wir genau am richtigen Ort. Weit weg von großen Städten, umgeben von Wald. Dazu gute Freunde und mal wieder die Zeit, einen Spaziergang ganz unbeschwert zu geniessen. Es gab zwar noch ein paar Dinge, die noch zu erledigen waren, damit wir wirklich abschließen können mit dem, was wir zurückgelassen haben, aber auch dazu war Zeit, ohne das Gefühl keine Zeit für sich zu haben. Ich kann es jetzt gerade nur aus meiner Perspektive sagen (die Zeilen hier schreibt übrigens Mathias) aber die ersten Tage waren wie in einer Zwischenwelt. Irgendwie hat man den Druck der letzten Monate noch auf den Schultern gespürt, obwohl man genau wusste, dass er nicht mehr da ist.

    Aber hier soll unser Abenteuer erst beginnen. Ihr hört mehr von uns die nächsten Tage – wieviele es werden, kann man noch nicht sagen ;-).